Neuigkeiten rund um Esperanto

 

Eine "Schulstunde Erster Weltkrieg" mit offen gebliebener Frage

Internationales Lernen auf dem einstigen Schlachtfeld Hartmannswillerkopf

Wir sind schon lange Freunde geworden. Obwohl wir aus verschiedenen Muttersprachen kommen. Kein Wunder, wir treffen uns ja zwei- bis fünfmal im Jahr zu einer gemeinsamen Veranstaltung. Dabei sprechen wir miteinander über Gott und die Welt - in der gemeinsamen Sprache Esperanto.

Kürzlich waren wir zu vierzig wieder beisammen, diesmal im Elsaß. Wir sind Deutsche und Franzosen. Wir diskutierten, neben anderen Themen, auch über den Ersten Weltkrieg. Die Urenkel der damals Beteiligten - der einstigen Feinde. Wir alle kamen mit einem eindrücklichen Erlebnis nach Hause.

Wir können von einem Ort erzählen, wo vor hundert Jahren Tausende von Menschen Grauenvolles durchgemacht haben. Vom Hartmannwillerkopf im südlichen Elsaß, wo heute noch die Schützengräben des Ersten Weltkrieges den Boden der Bergkuppe zerfurchen. Allein an dieser Stelle, auf diesem winzigen Abschnitt der 750 km langen "Westfront", sind damals 30.000 Franzosen und Deutsche gestorben. In den vier Jahren des Stellungskriegs von 1914 bis 1918.

Wofür starben sie? Das ist ein beklemmendes Thema.

Ein solches grausames Menschenschlachten darf sich nie mehr wiederholen. Vielleicht können wenigstens wir Urenkel aus dieser politischen Katastrophe von damals lernen.

Wir dachten, wir hätten diese Lektion verstanden. Da kamen andere Besucher vorbei, ein Motorradfahrer-Klub. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch. Es drängte uns, mitzuteilen, was uns gerade aufgegangen war, die Sinnlosigkeit des Krieges. Was ich einem anderen erklären kann, begreife ich selber richtig. "Nie wieder Krieg"! "Sinnlose Menschenopfer um wenige Quadratmeter Terraingewinn." Alle sahen wir es so.

Aber dann stellte einer die Frage: "Wie macht man das - nie wieder Krieg?"

Damit war ein Stein in das geölte Getriebe unserer friedlichen Ansichten geworfen. Wir verteidigten unsere Friedensüberzeugung. "Wir haben Frieden in Europa. Wir haben die Deutsch-französische Freundschaft. Die Kriege führen heute andere, solche, die das friedliche Denken noch nicht gelernt haben. Wir dagegen haben aus dem Grauen von damals die Konsequenzen gezogen."

Der Fragesteller hakte nach: "Haben wir wirklich gelernt, auf Krieg zu verzichten? Ist wirklich Krieg heute kein Mittel der Politik mehr? - Warum ist dann Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt?"

Ein Motorradfahrer sagte dazu seine Meinung: "Wenn w i r aufhören, Waffen zu produzieren, dann stellen eben andere sie her und machen das Geschäft." Seine Kameraden schwiegen dazu. Was konnten wir dem Argument "Arbeitsbeschaffung" entgegensetzen? Ist unser Idealismus weltfremd? Das Gespräch zeigte uns, dass wir eine Frage von uns noch nicht bedacht haben: Wie kann man "Kriegswirtschaft" in Friedenswirtschaft umbauen?

Müssen wir unsere Lektion also erst zu Ende denken? Es kann doch nicht sein, dass der Pazifismus dort aufhören muss, wo es ums Geschäft geht!

Eine Schulstunde, in der eine brennende Frage offen bleibt, kann besonders wirksam werden. Hoffentlich ist es auch hier so.

Im Herbst im Schwarzwald treffen wir uns wieder. Das Thema, wie wir Konflikte ohne Krieg, sondern mit friedlichen Mitteln lösen können, werden wir dort weiter diskutieren. Auf Esperanto, unserer gemeinsamen Sprache.

Die Internationale Sprache ist unsere Freundschaftssprache geworden. Esperanto-Sprecher eint die humanistische Überzeugung, dass alle Menschen überall auf der Welt Menschen sind wie du und ich. Mit dem Recht auf ein menschenwürdiges Leben.

Frieden gibt es nur, wenn unser Denken und Handeln von der Menschenwürde aller ausgeht, nicht vom Gewinnstreben auf Kosten der anderen.

Alois Eder

 

Veröffentlicht von Frank Huber am 18-04-2014, 10:05
Zuletzt geändert am am 18-04-2014, 12:14
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