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Esperanto-sprechende Europabürger diskutierten mit Esperanto-sprechenden Europapolitikern

Veröffentlicht von Frank Huber (fhuber) am 27-06-2017
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Wichtige Impulse für die Esperanto-Sprachgemeinschaft bei ihrem Kongress zu Pfingsten in Freiburg.

Die Esperanto-Organisationen Baden-Württembergs, Deutschlands und der Europäischen Union haben zu Pfingsten in Freiburg gemeinsam getagt, vom 2. - 5. Juni. Es gab die Möglichkeit für Bürger aus verschiedenen EU-Ländern mit Europa-Politikern und Europa-Fachleuten auf Esperanto zu diskutieren. An dem Treffen nahm Vytenis Andriukaitis aus Litauen, EU-Kommissar für Lebensmittelsicherheit teil, der zum Kongress in Esperanto sprach; weiterhin Seán Ó Riain, Irland, Vize-Botschafter in Wien, Ulrich Brandenburg, deutscher Botschafter a. D., Botschafter unter anderem in Moskau, Lissabon und bei der Nato in Brüssel; Jozef Reinvart, ein slowakischer Diplomat, und Zlatko Tiŝljar, Slowenien, Generalsekretär der Europäischen Esperanto-Union.

Esperanto-Musik

Der „Kongress tanzte“, gleich am Freitagabend, zur Musik des jungen Esperanto-Künstlers und Reggae-Sängers Jonny M aus Bergisch Gladbach. Am Samstagabend spielte die Esperanto-Musikergruppe „Kaj tiel plu“ (auf Deutsch: „Und so weiter“) fröhliche und volkstümliche Musik aus Katalonien auf Esperanto. Auf der Tanzfläche bewegten sich mit viel Vergnügen vor allem junge Leute.

Ehemaliger Botschafter neuer Vorsitzender des Deutschen Esperanto-Bundes

Der seit kurzem pensionierte Botschafter Ulrich Brandenburg, der Deutschland unter anderem in Moskau, Lissabon und bei der Nato vertrat, wurde zum neuen Vorsitzenden des Deutschen Esperanto-Bundes gewählt. Er ist mit zwei Muttersprachen, Deutsch und Esperanto, aufgewachsen.

Thema Frieden

Das Thema Frieden spielte eine große Rolle auf dem Esperanto-Kongress.  „Wie kann es Frieden geben, wenn wir an Waffen gut verdienen?“, wurde gefragt. Die weitergehende Frage lautete: Wie können wir die Waffenlobby bändigen, wenn wir ihre Wörter, und damit ihr Denken kritiklos nachsprechen? Wir gebrauchen Wörter, deren Bedeutungsrahmen, ihr "Framing", aus dem Wörterbuch des Kalten Krieges stammen ("Bedrohung" und "Abschreckung"). Gorbatschow war schon viel weiter, er sprach von dem gemeinsamen europäischen Haus, das wir bauen wollen.

„Lasst uns von Nachbarn reden, nicht von Feinden“, sagte ein Diskussionsteilnehmer. Ein Vortrag referierte die Kernaussagen des Buches von Elisabeth Wehling „Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet und daraus Politik macht.“ Denn wir denken mit Wörtern: Erst wenn wir die richtigen Wörter gebrauchen, können wir das Richtige denken und folglich das Richtige tun, betont Frau Wehling.

Frieden zwischen den Religionen

Der Frieden der Welt braucht den Frieden zwischen den Religionen.  Gläubige von sechs Religionen und Weltanschauungen bekundeten auf dem Podium, was sie an ihrer Glaubensgemeinschaft stört und warum sie ihr trotzdem gerne angehören: ein Katholik, ein Protestant, eine Muslima, ein Bahai, ein Buddhist und eine humanistische Freidenkerin; eine Jüdin aus dem Publikum trug ihre Sicht bei. Lobend äußerte sich eine Teilnehmerin: „Dieses Gespräch zwischen den Religionen ist für mich das größte Geschenk, das ich mit nach Hause nehme.“

Thema Europa

Europafachleute diskutierten mit dem Esperanto-Publikum über Ideale und Wirklichkeit der europäischen Einigung. Am Pfingstsonntagabend waren Ulrich Brandenburg und Seán Ó Riain Gäste der 118. Podcast-Sendung „Kern.punkto.info“, die Johannes Mueller und Eva Fitzelová aus Ludwigsburg einmal pro Woche zu unterschiedlichsten Themen ausstrahlen, diesmal vor dem Kongresspublikum in Freiburg. Die esperantosprachige Sendung hat Hörer in der ganzen Welt, die sich an der Live-Sendung per Email beteiligen können. Auch das Publikum im Saal äußerte sich lebhaft zu dem aktuellen Thema.

"Was braucht die europäische Einigung jetzt?", wurde gefragt. Das Plädoyer eines Diskussionsteilnehmers lautete: Europäische Bildung vor allem. Sie ist die Voraussetzung für das Entstehen einer europäischen Identität. Ein anderer Teilnehmer regte an, Historiker-Kommissionen zu bilden, die die Geschichtsbücher durchforsten und in Einklang bringen, um die Gefahr des Rückfalls in nationales Denken zu überwinden.

Information über Esperanto in den Schulen

Bildung ist Ländersache. Der Esperanto-Verband Baden-Württemberg beschloss in seiner Jahresversammlung, neue Anstrengungen zu unternehmen, damit in den Schulen des Landes regelmäßig über Esperanto informiert wird. Jede Schülerin und jeder Schüler sollte in seiner Schulzeit zumindest eine Schulstunde lang Informationen über Esperanto und die heutige Esperanto-Sprachgemeinschaft erhalten - entsprechend einer Empfehlung der Unesco. Nur informierte Schülerinnen und Schüler, die über Esperanto Bescheid wissen, können selbst entscheiden, ob sie zum Beispiel mit einem der im Internet angebotenen Sprachkurse Esperanto lernen.

Bücher in Esperanto

Auf den Büchertischen beim Kongress waren neben mehreren hundert aktuellen Büchern in Esperanto auch Esperanto-Lehrbücher für Türkisch und für Arabisch-Sprechende im Angebot - nützlich unter anderem für Angebote für Flüchtlinge.

Alois Eder

 

Zuletzt geändert am: 27-06-2017 , 20:57

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