Esperanto-Tag 2019 in Königsbronn/Itzelberg
Ein einfacher Mann und seine große Tat
Ein schwäbischer Hitler-Gegner hätte beinahe den Lauf der Geschichte geändert
Esperanto-Verein Baden-Württembergs gedachte des Hitler-Attentats vor 80 Jahren
Der Verband der Esperanto-Sprecher Baden-Württembergs hielt Anfang April 2019 im Café Seeblick in Königsbronn-Itzelberg, Kreis Heidenheim, seine Jahresversammlung ab. Der Ort Königsbronn war bewusst gewählt, denn das Hauptthema des Esperanto-Tages war die Erinnerung an das versuchte Attentat gegen Hitler durch den Königsbronner Georg Elser im Bürgerbräukeller in München vor 80 Jahren.
Die Veranstaltung war beabsichtigt als Beitrag zur Erinnerungskultur, um den Widerstand gegen die Naziherrschaft zu würdigen. Im Gegensatz zu dem adeligen Grafen von Stauffenberg, der in der Militärhierarchie einen hohen Rang innehatte, war der Kunstschreiner Georg Elser "ein einfacher Mann", der "eine große Tat" vollbrachte (Der Spiegel Geschichte 2/2019). Lange Zeit wurde Elsers Tat verschwiegen, seine Person verleumdet.
Der Referent Michael Scherm aus dem Kreis Neu-Ulm hatte sich gründlich mit der historischen Literatur über Georg Elser, seine Tat und seine Motive auseinandergesetzt, die erst dann ernsthaft einsetzte, als 1964 die Gestapoprotokolle zu den Verhören Elsers zufällig entdeckt wurden. Die Gestapo hatte nicht glauben wollen, dass Elser als Einzeltäter und aus eigenem Entschluss gehandelt hat, sondern vermutete den britischen Geheimdienst hinter dem Attentat.
Für die Erinnerungskultur bedeutsam ist, dass Georg Elser mit seinem Handeln die furchtbaren Leiden der Menschen im Zweiten Weltkrieg voraussah und verhindern wollte. Wie kann man den anlaufenden Krieg stoppen? Nur durch die Ermordung Hitlers und anderer Nazigrößen. Gegen die Würdigung Elsers brachten viele vor, dass dieser einfache Schreiner ja gar nicht die Schulbildung hatte, um so weitblickend und konsequent zu handeln. Elser hatte keinen einzigen Mitwisser seines Planes, nicht
einmal seiner Freundin verriet er auch nur ein Sterbenswörtchen, um sein Vorhaben nicht zu gefährden.
Ein ungelöstes Rätsel für die historische Forschung ist, warum Elser kompromittierende Beweisstücke bei seiner Flucht über die Schweizer Grenze mit sich führte, zum Beispiel eine Postkarte vom Münchner Bürgerbräukeller, auf der er die Säule mit einem Kreuzchen versehen hatte, in der die Bombe versteckt war. Eine Vermutung besagt, dass er in der Schweiz beweisen wollte, dass er der Urheber der Explosion war, die Hitler tötete. Als er an der Schweizer Grenze von der deutschen Grenzpolizei in Gewahrsam genommen wurde, war die Bombe in München noch nicht hochgegangen. Zum Zeitpunkt der Explosion war Hitler vorzeitig abgereist. Die Weltgeschichte wäre anders verlaufen, wäre Elsers Plan gelungen. Es fehlten 13 Minuten.
Alois Eder